Tabus in der Erotikliteratur – was darf erzählt werden? / Taboos in Erotic Literature – What Can Be Told?

Veröffentlicht am 23. Juli 2025 um 08:23

Zwischen Fantasie, Grenzen und gesellschaftlichem Wandel

Erotik lebt von Fantasie. Sie darf wild sein, verspielt, romantisch oder düster – solange sie berührt. Doch genau da, wo Fantasie beginnt, beginnen auch die Diskussionen: Was darf in erotischer Literatur erzählt werden? Gibt es Grenzen? Und wenn ja – wer setzt sie?

In einer Zeit, in der Freiheit und Diversität gefeiert werden, ist die Frage nach Tabus aktueller denn je.


1. Erotik ist kulturell – und verändert sich ständig

Was als "tabu" gilt, ist nicht in Stein gemeißelt. Vor wenigen Jahrzehnten waren offene Darstellungen von weiblicher Lust ein Skandal. Heute ist sie – zumindest im Mainstream – akzeptiert.

Und doch gibt es nach wie vor Themen, bei denen Leser*innen und Verlage zögern: Machtgefälle, Altersunterschiede, BDSM, gleichgeschlechtliche Beziehungen, queere Identitäten, offene Beziehungen – all das kann faszinierend und ehrlich erzählt werden. Aber auch anecken.

Tabus entstehen dort, wo Gesellschaft Unsicherheit verspürt. Erotik ist der Spiegel davon.


2. Fantasie ≠ Realität

Ein zentraler Punkt in der Diskussion: Erotische Literatur ist nicht automatisch ein Aufruf zur Nachahmung. Sie ist Raum für Gedanken, Wünsche, Träume – auch für solche, die in der Realität nicht (oder nur in sicherem Rahmen) gelebt werden können.

Ein Machtspiel in einem Roman bedeutet nicht, dass Missbrauch verherrlicht wird. Eine Geschichte über Verführung im Verborgenen ist nicht gleich moralisch verwerflich.

Leser*innen dürfen – und sollen – unterscheiden: zwischen Fantasie und Übergriff, zwischen Fiktion und Verantwortung.


3. Was „nicht geht“, ist oft genau das, was reizt

Gerade Tabubrüche machen eine Geschichte oft spannend. Warum? Weil sie Grenzen verschieben. Weil sie Sehnsüchte zeigen, die im Alltag unterdrückt werden. Und weil sie Leser*innen das Gefühl geben: Ich bin nicht allein mit meiner Fantasie.

Wichtig ist: Wie wird das Tabu erzählt? Wird es reflektiert, ästhetisch gestaltet, in ein sinnliches, respektvolles Umfeld eingebettet? Oder einfach nur schockierend inszeniert?

Gute Erotikliteratur balanciert hier gekonnt – und übernimmt Verantwortung, ohne zu zensieren.


4. Selbstzensur vs. Mut

Viele Autor*innen berichten davon, Szenen gestrichen zu haben, aus Angst vor Kritik. Oder davor, nicht ernst genommen zu werden. Doch was wäre Literatur ohne Risiko? Leider sind große Plattformen oft überaus prüde und geben wenig Freiraum. Das führt zu einem Einheitsbrei, der sehr oft nicht das liefert, was der Leser möchte. Auch ich bin vorsichtig geworden, nach zahllosen Streitigkeiten mit amazon & Co, auch was Titel und Cover anbelangt. Deshalb habe ich ja meinen eigenen Shop gegründet, aber auch hier muss ich gewissen Vorgaben folgen. Trotzdem bin ich nach wie vor überzeigt: Erotik darf – wie jede Kunstform – auch unbequem sein. Und gerade dort, wo Geschichten Fragen aufwerfen, kann echte Nähe entstehen: zu sich selbst, zu den eigenen Wünschen, zu neuen Perspektiven.


Fazit:

Erotikliteratur bewegt sich immer im Spannungsfeld zwischen Freiheit und Grenze. Sie darf Tabus berühren – manchmal sogar durchbrechen. Entscheidend ist nicht das Was, sondern das Wie: Achtung vor dem Thema, vor den Figuren und vor den Leser*innen.

Denn was heute noch tabu ist, kann morgen schon ein Klassiker sein.


Lust auf mehr?
In meinen Geschichten begegnet ihr Mut, Fantasie und Echtheit. Manchmal sanft, manchmal provokant – aber immer mit Gefühl.

 

 

English version:

Between fantasy, limits, and a changing world

Erotic fiction thrives on imagination. It can be wild, playful, romantic, or dark – as long as it stirs something inside us. But that’s exactly where the tension begins: What is allowed in erotic storytelling? Are there boundaries? And if so – who defines them?

In an era that celebrates freedom and diversity, the question of taboos is more relevant than ever.


1. Eroticism is cultural – and constantly evolving

What is considered taboo isn't carved in stone. Just a few decades ago, openly portraying female desire was scandalous. Today, it’s widely accepted – at least in mainstream literature.

And yet, there are still topics that make readers and publishers hesitate: power dynamics, age gaps, BDSM, same-sex love, queer identities, open relationships. These can be beautiful and honest stories – but they can also challenge norms.

Taboos often appear where society feels uncertain. Erotica reflects that.


2. Fantasy ≠ Reality

One of the most important aspects of this debate: Erotic fiction is not a manual. It’s a space for thought, for dreams, for desires – even those that may not be acted out in real life.

A story about dominance doesn’t mean abuse is being glorified. A secret seduction scene isn’t automatically immoral.

Readers are capable – and should be encouraged – to distinguish between fantasy and harm, between fiction and real-world ethics.


3. What’s “forbidden” is often what excites us most

Taboo-breaking is often what makes a story truly exciting. Why? Because it pushes boundaries. It taps into desires we don’t usually admit. And it gives readers the subtle message: You’re not alone in wanting this.

The key is in the storytelling. Is the taboo handled with care? Is it portrayed sensually, thoughtfully, and respectfully – or just there to shock?

Great erotic literature walks that line carefully – and takes responsibility without censorship.


4. Self-censorship vs. bravery

Many authors admit to cutting scenes out of fear – of criticism, or not being taken seriously. But what is literature without risk?

Erotica, like all art, should have room to be bold. And sometimes, where stories challenge us, they also create a new kind of intimacy – with ourselves, with our desires, with different perspectives.


Final Thought:

Erotic storytelling always balances between freedom and boundaries. It can – and should – touch on taboos. The important question is not what is being told, but how: with awareness, with aesthetic, and with respect.

Because what’s taboo today might just become a classic tomorrow.


Curious for more?
In our stories, you’ll find courage, fantasy, and emotional truth. Sometimes soft, sometimes provocative – but always sincere.

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