
Wenn Leute erfahren, dass ich neben meiner Haupttätigkeit – dem Schreiben von Essays, politischen und historischen Reportagen – auch erotische Geschichten schreibe, stoße ich oft auf plötzliche Ablehnung oder werde zumindest schräg angeschaut.
Warum ist das so?
Ich glaube, es gibt zwei Hauptgründe.
Zum einen glauben viele Menschen, dass man alles, worüber man schreibt, auch selbst erlebt oder praktiziert hat. Diese Erfahrung mache ich oft in Chats mit Leserinnen und Lesern, die mich direkt danach fragen – und dann enttäuscht sind, wenn ich nicht sofort in ein Sexgespräch mit ihnen abdrifte.
Zum anderen ist Erotik in vielen Köpfen noch immer etwas „Schmutziges“, über das man nicht spricht – und genau dieses Stigma wird dann auf die Autorin oder den Autor solcher Texte projiziert. Dasselbe erleben übrigens auch Sexarbeiter:innen regelmäßig.
Ein Bekannter sagte einmal zu mir:
„Ich wusste gar nicht, dass du so sexfixiert bist!“
„Wie kommst du darauf?“, fragte ich zurück.
„Na ja, wenn man deine Geschichten liest, kann man sich schon vorstellen, was bei dir so abgeht!“
Meine Antwort war ziemlich knapp:
„Ach so – dann sind Krimiautoren deiner Meinung nach auch Mörder?“
Sein Blick sprach Bände, und ich fuhr fort:
„Weißt du, das, was wir tun, nennt sich Fiktion. Man muss nicht alles selbst erlebt haben – man kann sich Dinge vorstellen und sie zu Papier bringen. Man muss nicht alles ausprobieren, um darüber schreiben zu können!“
„Aber warum denkst du dir so einen Schweinkram aus? Du könntest doch auch über normalen Sex schreiben!“
Da musste ich natürlich einhaken:
„Okay – und was ist für dich normaler Sex? Sie unten, du oben, und nach fünf Minuten ist Schluss?“
„Nein, natürlich nicht!“, antwortete er, etwas verlegen lachend.
„Also Blowjobs gehören dazu? Und Lecken auch?“
Er wurde unruhig und nickte nur.
„Gut, das ist also normal? Und was ist dann nicht normal?“ Ich antwortete direkt selbst:
„Anal, Natursekt, Gruppensex, bisexuell?“
Er nickte wieder – und lief rot an.
„Weißt du, ich kenne eine Menge Leute, die deiner Meinung nicht zustimmen würden – und du ja eigentlich auch nicht, oder? Hast du noch nie davon geträumt, den Po deiner Frau zu verwöhnen? Noch nie einen Dreier gewollt – du und zwei Frauen, vielleicht sogar bi, damit du ein bisschen zuschauen kannst?“
Er schwieg. Und ich beendete das Gespräch:
„Siehst du – der einzige Unterschied ist, dass ich es zugebe und darüber schreibe. Weil ich weiß, dass viele Menschen es gerne lesen.“
Warum das so ist?
Darüber schreibe ich beim nächsten Mal.
The Erotic Writer’s Burden
When people find out that I write erotic stories in addition to my main activity - writing essays, political and historical reportage - I am often met with sudden rejection or at least looked at askance.
Why is that?
I think there are two reasons.
Firstly, people believe that you have experienced or practiced everything you write about yourself. I often have this experience in chats with readers who ask me this directly and are often disappointed when I don't immediately drift off into a sex conversation with them.
On the other hand, eroticism is still something dirty in many people's minds, something you don't talk about, and this is then projected onto the writer of such stories. This is a fate that sex workers also suffer all the time.
An acquaintance once said to me: “I didn't know you were so obsessed with sex!”
“Why do you think that?” I asked him.
“Well, if you read your stories, you can imagine what you get up to!”
My answer was pretty short: “Oh, so you think every crime writer is a murderer?”
His expression spoke volumes and I continued: “You know, what we do is called fiction. You don't have to do everything yourself, you can imagine it and put it down on paper. You don't have to try everything out to be able to talk about it!”
“But why are you making up such smut? You could also write about normal sex!”
Now, of course, I interjected: “Okay, and what is normal sex for you? Her on the bottom, you on top and it's over after five minutes?”
“No, of course not!” He laughed a little miserably.
“So blow jobs are inside and pussy licking too?”
He became uncomfortable and just nodded.
“Good, so that's normal? Then what's not normal?” and I answered straight away: ”Anal, golden showers, group sex, bisexual?”
He nodded again and blushed.
“Well, I know quite a few people who wouldn't agree with your attitude, and you know that yourself, don't you? Have you never dreamed of pleasuring your wife's bottom? Have you really never wanted a threesome - you and two girls, possibly bi, so you can watch them for a bit?”
He said nothing more and I ended the discussion: “You see, the only difference is that I admit it and write about it because I know that a lot of people like reading about it.”
Why? I'll write about that next time.
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